Die Tür in eine andere Dimension

„Inneres Gebet“ ist für mich eine Tür in eine andere Dimension: Still werden, um zu erfahren, dass in mir ein großes Geheimnis lebt. - Horchen, wachsam sein. Zweimal am Tag - in der Frühe und am späten Nachmittag - halten wir je eine Stunde Inneres Gebet. In dieser Zeit soll mich nichts ablenken, wenn auch meine Gedanken immer wieder „auf Wander-schaft“ gehen. Mir hilft die Kargheit des Raumes, meine Klosterzelle oder unser Schwesternchor. Ich versuche, mich in Gottes Gegenwart zu versenken. Er ist da, auch wenn ich ihn nicht fühle. Er kennt mich, so wie ich jetzt vor Ihm bin - in meiner Freude, meiner Ruhe, aber auch in meiner Sorge, meiner Zerstreutheit. Er weiß um mich. Manchmal hilft mir, wenn ich ihm meine Ängste und Sorgen sage, oder meine Zweifel, meine Ungeduld. Dann wieder versuche ich einfach alles Ihm hinzuhalten. Ihm brauche ich es nicht zu sagen. Er weiß um mich. Ich muss möglichst viel - oder alles - lassen. In diesen Minuten spüre ich, dass ich lebe. In Seiner Gegenwart atme ich Seinen Frieden ein. Ich weiß mich beschenkt. - 

Doch es gibt auch die Erfahrung der Ferne Gottes - des Ausschau Haltens nach Ihm, der so ganz anders ist - an den ich viele Fragen habe und der nicht zu antworten scheint. Ich warte und halte Ausschau - vergeblich? Dann wird die Stunde des Inneren Gebets lang - und ich möchte mich ablenken - irgendetwas „Sinnvolles“ tun. Dann rufe ich „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben“. Dann weiß ich mich verbunden mit den Menschen, die nicht glauben können, die in diesen Momenten weit weg von Ihm sind, gefangen in ihren Nöten, Sorgen, ihrer Verzweiflung. Ich versuche, ihre Nöte vor Ihn zu tragen. Herr, Du weißt um sie. Es ist ein flehendes Schweigen, das alles von Ihm erwartet. Und das auf diesen schweigenden Gott vertraut, der dennoch da ist.

Inneres Gebet beschränkt sich nicht auf diese zwei Stunden am Tag. Es ist eine Haltung der ständigen Wachsamkeit und Aufmerksamkeit. Die hl. Teresa bezeichnet es als ein Leben in Freundschaft mit dem, von dem wir wissen, dass Er uns liebt.

Sr. Teresa Benedicta