Der Hirte

Ein kleiner Hirt steht einsam da, 

von Schmerz erfüllt,

weitab von aller Freude und vom Glück.

Auf seine Hirtin hat er seinen Sinn gerichtet,

von Liebe ist sein Herz verwundet.

 

Er weint, nicht weil die Liebe ihn verwundet hat,

nicht weil der Schmerz ihn so sehr quält;

in seinem Herzen ist er tief getroffen,

er weint, weil er vergessen sich fühlt.

 

In dem Gedanken, er sei vergessen

von seiner schönen Hirtin, nimmt er hin,

in fremden Landen bittren Schmerz zu tragen;

von Liebe ist sein Herz verwundet.

 

Da spricht der kleine Hirt: "Unglücklich,

wer von meiner Liebe sich abgewendet

und meiner Gegenwart sich nicht mehr freut;

um seiner Liebe willen ist mein Herz verwundet."

 

Am Ende dann, an einem Baum erhöht,

weit breitet er die Arme aus;

tot hängt er da an jenem Stamm,

das Herz von Liebe tief verwundet.

 

Aus den Gedichten von Johannes vom Kreuz