21. Dezember

O Anfang, Glanz des ewigen Lichtes, du Sonne der Gerechtigkeit, komm, o Herr, und erleuchte uns, die wir sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes. Wohl kenne ich den Quell, der rinnt und fließet, wenn es auch Nacht ist. Verborgen ist dem Blick die ew’ge Quelle, doch weiß ich wohl zu finden ihre Stelle, wenn es auch Nacht ist. Ich weiß, nicht Anfang hat sie je genommen, doch aller Anfang ist aus ihr gekommen. Wenn es auch Nacht ist. Ich weiß, dass keine Schönheit ihrer gleiche, sie tränkt die Erde und die Himmelreiche, wenn es auch Nacht ist. Ins Bodenlose - weiß ich - würde gleiten, wer sie beträte, um sie zu durchschreiten, wenn es auch Nacht ist. Gewaltig - weiß ich - ihre Ströme eilen, durch Himmel, Hölle und wo Menschen weilen, wenn es auch Nacht ist. Den Wassern, die aus dieser Quelle steigen - Wohl weiß ich ihnen alle Macht zu eigen, wenn es auch Nacht ist. Den Strom, zu dem zwei Ströme sich verbinden, weiß ich mit beiden nur zugleich zu finden, wenn es auch Nacht ist. Verborgen rinnt der Quell, auf das wir leben, in dem lebend’gen Brot, das uns gegeben, wenn es auch Nacht ist. Hier ruft er die Geschöpfe, dass sie kommen Zu stillen sich, von Dunkelheit umschwommen, weil es noch Nacht ist. Ersehnter Quell, dich such ich nicht vergebens, ich schaue dich im Brot des Lebens. Wenn es auch Nacht ist. Johannes vom Kreuz (Übersetzung Erika Lorenz)